Als im letzten Jahr ein Themen- orientierter Stadtspaziergang vom Amtsgericht zur Tapetenfabrik führte, gab es bereits einige grundsätzliche Informationen zu dieser Einrichtung, die nach der Auflösung des Kreises Kirchhain im Jahre 1932 in der Niederrheinischen Straße im ehemaligen Landratsamtsgebäude untergebracht ist. Nun hatte man sich am 14. November 2024 in der „Guten Stube“ verabredet um im Rahmen eines gut einstündigen Vortrages noch weitere interessante Details in Erfahrung zu bringen. Hierzu konnte die Direktorin des hiesigen Amtsgerichts, Frau Andrea Hülshorst, gewonnen werden, die vor Ort von der Gemeindeschwester Anita Kirschner willkommen geheißen wurde.
In lebendiger und anschaulicher Weise wurden Fotografien kommentiert, die das Innenleben dieses Gebäudes klarer erscheinen ließen. In der Anfangszeit war dort sogar eine Wohnung mit entsprechenden Räumlichkeiten untergebracht. Allmählich wurden die Aufgaben für das Gericht allerdings umfangreicher, so dass die Wohnung aufgegeben und entsprechende Umbaumaßnahmen erfolgen mussten. Wie zu hören war, sei dies im Einzelfall gar nicht so einfach gewesen, da Vorgaben des Denkmalschutzes zu beachten waren(u.a. Platzierung des Außenaufzuges oder die Fenstergestaltung).
Besondere Aufmerksamkeit fanden sodann Ausführungen zur Funktionalität einzelner Räume wie z.B. des großen Sitzungssaales. Insbesondere wo und warum einzelne Personen bei Verhandlungstagen zu sitzen haben wurde an Hand von Bildern anschaulich dargelegt. Auch sicherheitstechnische Fragen wurden in diesem Zusammenhang angesprochen. Inzwischen seien die vielfältigen Aufgaben(u.a. Gebiete des Familien- und Strafrechts) weiter angewachsen, so dass auch die Kellerräume und der ausgebaute Dachboden zu Verwaltungszwecken dienen.
Eine besondere Herausforderung sei die begonnene Digitalisierung im Hause, denn nur so könne man die Vielzahl der anfallenden Gerichtsakten bewältigen. Frau Hülshorst, die zuvor beim Amtsgericht in Frankenberg beschäftigt war, ließ auch anklingen, dass die Zeit der Pandemie die Abläufe im Hause stark beeinträchtigt habe. Intelligente organisatorische Lösungen seien diesbezüglich gefragt gewesen, die ebenso eine große Rolle gespielt hätten als es Verhandlungstage im Zusammenhang mit der A 49 gegeben habe. Diese seien bisweilen mit entsprechenden Protestaktionen begleitet worden, die aber insgesamt im Rahmen geblieben seien.
Interessant war auch zu hören, dass in den letzten Jahren generell immer mehr Stellen von Frauen besetzt worden seien. Die früher eher strikte Kleiderordnung würde heutzutage im Einzelfall- Frauen und Männer gleichermaßen betreffend- etwas lockerer gehandhabt. Insbesondere an diesen Stellen, wenn Frau Hülshorst ein wenig aus dem „Nähkästchen“ plauderte konnte sie sich der besonderen Aufmerksamkeit der Zuhörer sicher sein. Von diesen hätten sich die Organisatoren allerdings etwas mehr gewünscht, denn der Vortrag war insgesamt auf sehr gute Resonanz gestoßen. Im Frühjahr des kommenden Jahres ist ein weiterer Vortrag zu den Aufgaben des hiesigen „Bieneninstitutes“ vorgesehen.
Text und Bilder: Klaus Rese / Privat
Red. Aufbereitung: Frank Wagner
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